Chateau de Roussan

Le jardinier et la grenouille

Chateau de Roussan

Das Chateau de Roussan in der Nähe von Saint Rémy de Provence ist ein guter Beweis dafür, dass man sich nicht grundsätzlich von kitschigen, romantisierenden Prospekten (gilt auch teilweise für Webseiten) und hässlichen Hotelschildern an der Hauptstraße davon abhalten lassen sollte, einfach mal „vorbeizuschauen, wenn man eh in der Nähe ist“! Voilà, so habe ich einen Abstecher  von der Route de Tarascon gemacht und wollte mal sehen, was der povencalische Hotelkitsch für die amerikanischen „How Lovely“-Rufer noch alles zu bieten hat und siehe da: Am Ende der idyllischen Straße wurde ich unaufgeregt überrascht! Quasi aus dem Nichts taucht das Chateau de Roussan wie eine Trutzburg hinter mächtigen Platanen auf, die erst aus der Nähe die Größe des Schlosses aus dem 16.Jahrhundert preisgeben.

Gebaut wurde das Schloss zwischen 1558 und 1596 von Capitaine Chevalier Bertrand de Nostredame, dem Bruder des berühmten Michel de Nostredame, genannt Nostradamus - Apotheker, Arzt und Astrologe aus Saint Rémy de Provence. Eben jener Bruder des Erbauers des Chateau de Roussan wurde ab 1550 durch die Veröffentlichung von jährlichen Almanachen bekannt, in denen die Prophezeiungen für das jeweilige Jahr abgedruckt wurden. Nostradamus hielt an der Veröffentlichung dieser Almanache mit ihren Prophezeiungen bis zu seinem Todesjahr fest. In den folgenden Jahrhunderten hatte das Schloss verschiedene Besitzer bis es schließlich Ende des 19. Jahrhunderts in die sorgsamen Hände der Familie Roussel gelangte. Heute wird es von Philippe und Irène Roussel als Hotel betrieben.

Kommt man auf den Vorplatz, der von gigantischen Platanenriesen bewacht wird, erschließt sich Richtung Süden eine erste Blickachse in den magischen Park. Keine Show-Anlage für Sandalen-Flanierer, sondern eher ein wilder Landschaftsgarten im englischen Stil.

Wer wirklich Glück hat, trifft in dem gläsernen Gewächshaus des Parks aus dem 19. Jahrhundert auf den Gärtner Jean François Gallego. Nie habe ich einen vergeistigteren Vetreter seiner Zunft angetroffen. Erfreut über jeglichen Besuch in seinem Park stellt er mich der Kröte vor, die ihm in einem Bassin inmitten des Gewächshauses bei der Arbeit zuschaut. Mit einem verschmitzten Lächeln erklärt er „nous sommes très proches“, was so viel heiß wie: Die Kröte und ich, wir sind auf Du und Du. Normalerweise verschwindet sie erst in den Tiefen des Bassins mit Seerosen und Lilien, wenn Jean-François Gallego Feierabend macht, doch in diesem Fall taucht sie mit einem Bauchplatscher eifersüchtig und beleidigt im Schlamm ab, da der Gefährte plötzlich seine Aufmerksamkeit den Eindringlingen im Gewächshaus widmet. Aber eine Kröte ist halt auch nur ein Mensch.

Dann bietet Gärtner Jean François Gallego an, eine kleine Führung durch den Park zu machen, seinen Park, sein Wohnzimmer. Vor kurzem war er noch unter einem der Bäume eingeschlafen, bis ihn ein Regentropfen geweckt hatte, um ihm sanft und feucht einen Platzwechsel unter den Bambus anzudienen, denn dort fällt der Regen nicht bis auf den Boden. Der ideale Platz, um den Mittagsschlaf noch ein wenig auszudehnen.

Eine von vielen Sensationen im Park sind die „Tulipiers de Virginie“, zu deutsch Tulpenbäume (Liriodendron tulipifera) aus der Familie der Magnoliengewächse. Sie sind gerade übersäht von hellgelben, tulpenförmigen Blüten und stammen ursprünglich aus dem östlichen und südöstlichen Nordamerika. Das Gras ist in diesem Frühjahr höher als sonst, denn der Regen der letzten Woche hat die Natur explodieren lassen und so ist auch Gärtner Gallego vom Rausch des Wachsens in seinem Wohnzimmer euphorisiert. Pflanzenschutzmittel habe er bei der Pflege des Parks ganz abgeschafft und nie wieder Probleme mit Schädlingen oder Krankheiten gehabt. Die Natur regle dies schließlich auf ihre eigene perfekte Art und Weise. Ein ideales Schlusswort am Ende einer Gartenführung der besonderen Art. Wer also an der Straße nach Tarascon dem roten Schild „Chateau de Roussan“ folgt, sollte auf jeden Fall einen Spaziergang durch den Park machen oder noch besser für eine Nacht im Schloss verweilen, denn das Restaurant macht einen überaus "aufgeräumten" Eindruck, auch wenn ich es diesmal nicht ausprobiert habe. Aber ganz sicher beim nächsten Mal Abbiegen von der Route de Tarascon...

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